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Managing Complexity
Wettbewerbsüberlegenes Komplexitätsmanagement in den Leistungsdimensionen Vielfaltsbeherrschung, Technologiebeherrschung und Prozessbeherrschung ist ein zentraler Erfolgsfaktor für OEMs und Zulieferer. An der Schnittstelle zwischen OEMs und Zulieferern schließt dies deren Wettbewerb um Wertschöpfungsanteile entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette mit ein.

Aus den Tiefeninterviews mit jeweils mehreren Vertretern der teilnehmenden Automobilhersteller und Zulieferunternehmen kristallisieren sich folgende Aspekte als Standortbestimmung heraus:

Die OEMs konzentrieren sich auf einen Markt, der sich in den letzten Jahren zu einem hochfrequenten Endkundengeschäft mit zahlreichen zielgruppenspezifischen Variationen bei verkürzten Marktzyklen entwickelt hat. Gleichzeitig delegieren sie stärker an ihre Zulieferer. Dies beinhaltet auch zahlreiche Felder, in denen Technologie- und Integrationsfähigkeiten weitgehend von Zulieferern wahrgenommen werden. Jedoch wollen OEMs die teilweise verloren gegangenen Kompetenzen (»Lastenheftfähigkeit«) wieder zurückgewinnen.

Die Zulieferer nutzen diese Entwicklung bewusster als die OEMs, um verstärkt System- und Lösungskompetenz aufzubauen und sich einen größeren Teil der Wertschöpfungskette zu sichern.

Dabei werden sie zunehmend zu eigenständigen Innovationstreibern. In diesem Rahmen haben die Zulieferer – relativ zu der von ihnen zu meisternden Herausforderung – ihre eigenen Fähigkeiten zur Komplexitätsbeherrschung ausgebaut. Die Komplexitätsbeherrschung kann in drei Leistungsdimensionen untergliedert werden, die sich in der Befragung als vorrangig erwiesen haben:

  • Fähigkeiten zur Beherrschung der Produktarchitekturkomplexität – in der Studie vereinfachend als Vielfaltsbeherrschung bezeichnet.

  • Fähigkeiten zur Beherrschung der Funktionskomplexität – im Folgenden als Technologiebeherrschung bezeichnet.

  • Fähigkeiten zur Beherrschung der Prozesskomplexität – im Folgenden als Prozessbeherrschung bezeichnet.
Obgleich Hersteller und Systemlieferanten in ihren jeweiligen Szenarien unterschiedlichen Herausforderungen gegenüberstehen, sind die Folgerungen und Empfehlungen für beide ähnlich:

  • Für die Beherrschung der Vielfalt scheint die Ausweitung des Baukasten-Prinzips unerlässlich – für den OEM können Baukästen die flexiblere Alternative zu dem als zu starr empfundenen Plattform-Prinzip darstellen; für den Zulieferer ermöglichen Baukästen OEM-übergreifende Entwicklungen. Als Voraussetzung für die Gestaltung von Modul-Baukästen stellt sich ein effektives Konfigurationsmanagement dar.

  • Für die Verbesserung der Technologiebeherrschung wird die Einführung eines funktionsübergreifenden Release Engineering empfohlen, das die verschiedenen Disziplinen von Mechanik-, Elektronik- und Softwareentwicklung integriert. Zur Umsetzung der OEM-Integrationskompetenz muss eine »deduktive« Entwicklung die »induktive« Entwicklung ergänzen, die den Hersteller in die Lage versetzt, das Verhalten komplexer Gesamtsysteme in frühen Entwicklungsstadien sicher vorherzusagen.

  • Um die zugehörigen Prozesse zukunftssicher zu machen, sollten sich die Hersteller die bereits gut ausgebildete Systemkompetenz ihrer Zulieferer zu nutze machen, aber auch kritische Kompetenzen wieder
    aufbauen, wo sie im Zuge der Auslagerung an die Lieferanten verloren gegangen sind. Insgesamt hat sich gezeigt, dass es im Zusammenwirken zwischen OEMs und Zulieferern noch erhebliche beidseitige
    Gestaltungsspielräume gibt. Der Grad, zu dem diese Spielräume bewusst weiter ausgefüllt werden, wird den dabei aktiveren Partnern Vorteile eröffnen.


Informationen zum Hintergrund und Kontext der Studie erhalten Sie bei:
Dipl.-Ing. Michael Lenders
Abteilungsleiter Innovationsmanagement am WZL
m.lenders@wzl.rwth-aachen.de
+49 (0) 241 / 80 27436

Hier können Sie die Ergebnisse der Erhebung herunterladen.